Logos SDB und Bistum Erfurt
Eine Einrichtung in
gemeinsamer Trägerschaft
der Salesianer Don Boscos
und des Bistums Erfurt

Eine Frage, die bewegt: „Wie geht es dir mit der Demokratie im Eichsfeld?“

Veröffentlicht am: 30. Juni 2025
Sollten Soziale Medien mehr kontrolliert werden?

Sollten Soziale Medien mehr kontrolliert werden?

von Silvana Tismer. Die Veranstaltung in Heiligenstadt habe nicht nur im Zeichen des gesellschaftlichen Zusammenhalts, sondern auch im Zeichen des demokratischen Dialogs gestanden. Dafür hatten sich die Organisatoren ein neues Format einfallen lassen. Während draußen auf dem Wilhelm Austausch an den Tischen bei Kaffee und Kuchen in gelöster Atmosphäre bei Musik und Kinderaktionen herrschte, ging es im zukünftigen Bürgerzentrum im geschützten Raum um Gesprächskultur.

Nicht einander unterbrechen, sondern zuhören und nicht in Plattitüden verfallen

„Das Fomat hat der Verein Mehr Demokratie entwickelt“, erklärt Karola Klingebiel. Es gehe dabei um „Sprechen & Zuhören“. Genau das verschwinde zunehmend aus der Gesellschaft, man höre sich nicht mehr zu, diskutiere nicht mehr sachlich. Bei dem Format sei es darum gegangen, dass Menschen in kleinen Gruppen zu vorgegebenen Fragen sprechen und einander zuhören. Die wichtigste Frage in mehreren Gesprächsrunden sei die gewesen: „Wie geht es dir mit der Demokratie im Eichsfeld?“

Das habe zu vielfältigen Eindrücken und Gesprächen über persönlichen Erfahrungen geführt, die am Ende der Veranstaltung auf einer Feedbackwand schriftlich festgehalten wurden. „Es gibt bei diesem Format Regeln“, erklärt Karola Klingebiel. So zum Beispiel, dass die Teilnehmer von sich selbst sprechen, ihren eigenen Erfahrungen und Empfindungen, keine Allgemeinplätze wiederholen. „Es gibt auch keine Bewertung dessen, was andere gesagt haben.“ Auch längeres Schweigen sei in Ordnung, manchmal brauche es Zeit, bis sich ein neuer Gedanke formt.

Und für die Zuhörenden gelte: Keine Rückfragen oder Unterbrechungen, ausreden lassen. Wichtig sei dabei auch eine Selbstbeobachtung, wie man selbst oder der Körper auf das Gehörte reagiert. Und auch ein Zeichen wurde vereinbart, falls der oder die Sprechende wieder in Allgemeinplätze verfällt. Karola Klingebiel würde sich freuen, wenn Menschen dieses Format auch in ihrem privaten Umfeld einmal ausprobieren würden. Vielleicht komme man so wieder zu einer respektvollen Gesprächskultur und einer sachlichen Diskussion mit Fakten und Argumenten.

Auch draußen auf dem Wilhelm bestand die Möglichkeit, Meinungen und Überzeugungen zu vielfältigen Themen wie Demokratie, Verantwortung, Gerechtigkeit und Toleranz auf vorbereiteten Tafeln schriftlich zu hinterlassen, „was die Vielfalt der Gedanken sichtbar machte. Das Organisationsteam hatte im Vorfeld intensive Vorbereitungen getroffen, inklusive Weiterbildungen für die Verantwortlichen, um eine respektvolle und offene Gesprächsatmosphäre zu gewährleisten.“

„Abschließend lässt sich sagen, dass der Tag der offenen Gesellschaft 2025 in Heiligenstadt erneut ein Erfolg für das demokratische Miteinander war.“ Die Besucherinnen und Besucher hätten rege die Gelegenheit genutzt, ins Gespräch zu kommen, Meinungen auszutauschen und gemeinsam an einer lebendigen demokratischen Gesellschaft zu arbeiten. „Die Veranstaltung hat erneut gezeigt, wie wichtig es ist, den Dialog zu fördern und die demokratischen Werte lebendig zu halten.“

Vorfall in Heiligenstadt betont Wichtigkeit demokratischer Werte

Im Rahmen einer Fachveranstaltung sei zudem das Thema „Demokratie in Gefahr! Angriffe von Rechtsaußen“ behandelt, um die Teilnehmenden für aktuelle Herausforderungen zu sensibilisieren. Erst kürzlich habe ein Angebot in der Villa Lampe gezeigt, wie wichtig das sei. Dort hatte die Journalistin Andrea Röpke über die sogenannten „Reichsbürger“ gesprochen, wer sie sind, was sie bezwecken und wie gefährlich diese von rechts stark beeinflusste Bewegung werden kann. Sie erinnerte an den Fall Heinrich XIII. Prinz Reuß, der einen bewaffneten Umsturz geplant hatte, auch in Thüringen gab es einen Polizeieinsatz.

Thüringer Allgemeine vom 30.06.2025